ANALYSE: DEUTSCHLAND IM WETTBEWERB
Niemand ist nicht verantwortlich
Um die Krise des Standorts Deutschland zu bewältigen, sind eine große Staatsreform sowie ein Umdenken im staatlichen Handeln nötig – vor allem aber die Lösung eines massiven gesellschaftlichen Problems.
Die Analyse reichte aber weit über die Politik hinaus. Wie ein roter Faden durch die Debatte zog sich die Feststellung, dass vor allem die Einstellung in der Gesellschaft der Bewältigung der Krise im Weg stehe. Zu viele hätten den Ehrgeiz verloren, die besten sein zu wollen. Erfolgreiche Start-up-Unternehmer verkauften lieber, statt in eine höhere Liga aufzusteigen. Es fehle der Mut, etwas zu wagen, es fehle an Tempo bei nötigen Transformationen. Viele Menschen, die sich an Überflussgesellschaft und beständig wachsenden Wohlstand gewöhnt hätten, verzagten angesichts der neuen Ungewissheiten, zumal bislang stets „Mutti“ mit Hilfsprogrammen eingesprungen sei. Die Menschen wollten einerseits weniger Staat, andererseits aber dessen „Sorglospaket“ nicht geschmälert wissen.
Statt eines Wirtschaftswettbewerbs gebe es in mancher Hinsicht in Deutschland heute inzwischen einen „Schönheitswettbewerb“ um Subventionen, die mit der gebotenen Schuldenbremse nicht vereinbar seien. Und da mit diesen staatlichen Hilfen auch viel alte Industrie gefördert werde, fehle es am nötigen Druck zum Strukturwandel in Deutschland. Viel sinnvoller sei ein stärkerer Schwerpunkt bei der Innovationsförderung, um den Anschluss bei neuen Patenten nicht zu verlieren, sowie ein politischer Rahmen, der mehr Impulse setze, statt ungewünschte Optionen zu verbieten, beispielsweise durch eine CO2-Bepreisung statt eines Verbrennerverbots.
Die Referenten appellierten angesichts einer „zu satten“ Gesellschaft, traditionelle deutsche Tugenden wie Disziplin und Fleiß mit einer neuen Offenheit für Veränderungen zu kombinieren, mehr Eigenverantwortung zu zeigen und andere für ihr Engagement nicht mit Häme zu bestrafen, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Denn egal ob Politiker, Wirtschaftsboss oder einfacher Bürger – niemand sei nicht verantwortlich.
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