USA
Banger Blick gen Westen
Die transatlantischen Beziehungen sind im Wandel. Dabei ist womöglich gar nicht so entscheidend, wer ab 2025 im Weißen Haus sitzt. Über die Wahl entscheiden die US-Bürger im Flyover-District zwischen den Küsten.
„Trump oder Kennedy!“
Die Nähe zum Weißen Haus ist bei Dr. Pippa Malmgren Familientradition. Sie beriet George W. Bush, ihr Vater bereits die US-Präsidenten der 1960er und 70er Jahre. Ihre Prognose für die Wahlen im Herbst ist überraschend.
Die Millionen-Dollar-Frage: Wer wird US-Präsident?
Da habe ich eine eher außergewöhnliche Sichtweise. 2015 hatte ich getippt, dass Donald Trump gewinnen würde. Die Leute hielten das zu dem Zeitpunkt für verrückt. Aber er hat gewonnen. Wenn ich jetzt dieselbe Art von Analyse betreibe, und es geht nicht um meine persönliche Präferenz, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass entweder Trump oder Kennedy gewinnt.
Was ist mit Joe Biden?
Ich glaube, dass die Demokraten gerade festgestellt haben, dass Biden keine Chance hat und dass sie gerade einen alternativen Kandidaten suchen. Das ist natürlich recht spät.
Als zweiten Favoriten nennen Sie Robert F. Kennedy Jr., den man hier allenfalls als Impfskeptiker kennt.
Es ist der dritte Kandidat im Rennen. Und sowohl die Linken als auch die Rechten hassen ihn. Und die Medien hassen ihn, weil er die Werbung der Pharmaindustrie im Fernsehen verbieten will. Die großen Medien haben ihn erst zu ignorieren versucht. Jetzt, wo das nicht mehr geht, stellen sie ihn als verrückten Impfskeptiker ab. Aber seine Haltung ist viel differenzierter.
Die Medien hassen ihn und trotzdem hat er eine Chance?
Weil die Wahl nicht über das Fernsehen entschieden wird. Die wahlentscheidenden Plattformen sind im ständigen Wandel. Lange war es das Radio, dann das Fernsehen, für Obama war Youtube entscheidend, bei Trump war es Twitter. Die neue Technologie heißt Podcast, wo man viel Zeit hat und bei Inhalten ins Detail gehen kann. Da kann Kennedy punkten, weil er sich 30 Jahre lang mit Umwelt- und Gesundheitsfragen beschäftigt und Klagen gegen die Großkonzerne geführt hat. Das macht ihn glaubwürdig. Er ist vor allem in Podcasts und auf Instagram stark.
Für Europäer ist die US-Politik manchmal schwer nachvollziehbar. Umgekehrt verhält es sich wahrscheinlich genauso. Wie erklären Sie Europa?
Für die meisten Amerikaner bleibt die Vorstellung, dass es überhaupt andere Länder gibt, ein unbestätigtes Gerücht. Die Frage ist eher, wen interessiert Europa? Spezialisten der Sicherheitspolitik interessieren sich für internationale Verbündete. Meist hält man aber Europa auf dem Schlachtfeld nicht für besonders hilfreich, weil die Europäer selten genug Geld für Militär ausgeben und ihre Ausrüstung nicht miteinander kompatibel ist. US-Amerikaner, die internationalen Handel treiben, interessieren sich zum Beispiel für die Europäische Datenschutz-Grundverordnung, weil diese sie betrifft. Das Interesse an Europa ist meist auf ganz praktische Aspekte beschränkt.
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